Palast des Psychoterrors

An einen Ort politischer Verfolgung in der DDR, an ständige Überwachung und menschliche Erniedrigung erinnert die Gedenkstätte im ehemaligen Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR in der Genslerstraße 66 in Berlin Hohenschönhausen. Politisch anders denkende Menschen wurden festgenommen und hier zahlreichen Verhören unterzogen. Verurteilungen zu oft langjährigen Haftstrafen waren das Ergebnis der erpressten Geständnisse.

Diesen Ort deutscher Geschichte besuchten die Klassen 10a und b am 23.Februar 2010, um über die politischen Hintergründe und die Methoden der Staatssicherheit der DDR Genaueres zu erfahren. Seit 1951 nutzte das MfS das bis dahin sowjetische Kellergefängnis (seit 1946) als zentrale Untersuchungshaftanstalt. Diese befand sich in einem militärischen Sperrbezirk, der von der Außenwelt hermetisch abgeschlossen und auf keinem Ostberliner Stadtplan eingezeichnet war.

Die Zellen im Altbau des Gefängnisses waren nur mit einer Pritsche versehen; sie waren kalt, ungemütlich, schmutzig, hatten keine Fenster und wenig Lichteinstrahlung. Ende der 1950er Jahre mussten Häftlinge des benachbarten Arbeitslagers im hinteren Teil des Geländes ein neues Gebäude mit über 200 Zellen und Vernehmer-Zimmern errichten. Dieser wurde von 1961 bis 1989 genutzt. Dort gab es Einzel- und Mehrbettzellen, die komfortabler eingerichtet waren. Die Gefangenen hatten eine Liege und sogar die Möglichkeit sich zu waschen. Schließlich sollte der Westen kein schlechtes Bild von den Lebensumständen in dem ostdeutschen Gefängnis erhalten.

Dann aber sahen wir die Folterzellen. In diesen Buchten wurden die Gefangenen auf schlimmste Art und Weise gequält. Ein Beispiel war die „chinesische Wasserfolter“. Dabei wird dem Opfer so lange kaltes Wasser Tropfen für Tropfen aufs Haupt getröpfelt, bis es wahnsinnig wird oder seinen Widerstand aufgibt. Wie auch andere als „weiße Folter“ bezeichnete Foltermethoden hinterlässt diese Methode keine physischen, kann aber zu dauerhaften psychischen Schäden führen. Wie lange es dauert, bis das Opfer geständig – oder wahnsinnig – wird, hängt sehr von dessen psychischer Konstitution ab. Die physische Folter als Methode der Geständniserpressung wurde nach Stalins Tod 1953 abgeschafft. Man ging allmählich zur psychologischen Zermürbung der Häftlinge über, u.a. durch perfekte Isolation oder Desorientierung, wobei die Häftlinge manchmal nicht einmal wussten, in welcher Stadt sie sich befanden.

Schließlich wurden wir zu den engen Freizellen geführt. Dort durften die Häftlinge unter Aufsicht für einige Zeit an der frischen Luft sein. Es war aber auch üblich, sie zur Bestrafung unabhängig von den Wetterbedingungen draußen stehen zu lassen.

Die Exkursion war sehr interessant und informativ, gab aber auch erschreckende Einblicke in die DDR-Geschichte. Die nächsten 10. Klassen können auf ihren Besuch im Berliner Stasi-Gefängnis sehr gespannt sein.

Tabatha, April 2010

INFO: Umbau der Gedenkstätte

Am 12. August 2010 informierten Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz, Gedenkstättendirektor Hubertus Knabe und der Architekt HG Merz auf einer Pressekonferenz über den geplanten Umbau der Gedenkstätte im ehemaligen zentralen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen. In der Gedenkstätte, die jährlich von etwa 350.000 Interessierten besucht wird, sollen umfangreiche neue Räumlichkeiten für die Besucherbetreuung geschaffen werden. – Nach Erteilung der Baugenehmigung und Ausschreibung der Bauarbeiten soll im April 2011 mit dem Bau begonnen werden. Während der 14monatigen Bauzeit müssen Teile der Gedenkstättenverwaltung ausgelagert werden. Der Besucherbetrieb soll aber gewährleistet bleiben. Die Neueröffnung der Dauerausstellung ist für November 2012 geplant.

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