Email aus der Steinzeit

Während der Führung unter dem Modell der historischen Postkutsche
Roboter im Lichthof des Museums

Ein Postmuseum in Berlin

Wieder einmal galt es, etwas zu unternehmen am letzten Exkursionstag des Schuljahres 2009/2010. Somit fuhr die 11/3 nach Berlin ins Museum für Kommunikation in der Leipziger Straße. Schon von weitem erkennt man die sechs Meter hohe Skulptur der „Giganten, die die Erdkugel umfassen“, die seit 1895 auf dem Dach des Eckhauses steht und auf die weltumspannende Bedeutung von Post und Telekommunikation hinweisen soll. – Zu Anfang unseres Besuches lernten wir drei lustige Roboter kennen, die unter der Kuppel des hellen Lichthofs, einer Art Eingangshalle, umherfuhren. Sie werden sogar heute noch eingesetzt, z.B. in Pflegeheimen. Zugegeben – ich kannte sie schon. Aber einer von ihnen spricht sogar mehrere Sprachen und begrüßt die Gäste, während ein anderer stets einem Ball hinterher fährt und der dritte Informationen über das Gebäude abspult.

Reichspostmuseum in Berlin um 1895

Wechselvolle Geschichte

Das Gebäude wurde 1872 auf Veranlassung des Generalpostmeisters des Deutschen Reiches Heinrich von Stephan gebaut, der es als Modell- und Sammelkammer für seine Post nutzen wollte. Es war eines der ersten Museen für die Geschichte der Technik weltweit. Zwischen 1893 und 1897 wurde das Haus erweitert. Der Vorgänger des Museums für Kommunikation hieß nun  „Reichspostmuseum“. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude u.a. durch Luftangriffe fast vollständig zerstört. Erst 1987 begann man in der DDR mit dem Wiederaufbau, der erst 1990 fortgeführt und 1999 vollendet wurde. Nach einer Trendwende und aufgrund seiner historischen Wahrzeichen gilt das Gebäude heute als architektonisch wertvoll. Im März 2000 wurde das „Museum für Kommunikation“ in Berlin neu eröffnet.

Historische Weltkarten
Während unserer einstündigen Führung wurden uns verschiedene Themen näher gebracht. – Die Epsdorfer Weltkarte war im Mittelalter gebräuchlich und stellt ein christliches Weltbild dar, bei der sich das Paradies im Osten befand und das noch unentdeckte Amerika fehlte. Die Karte ist sehr ungenau und voller kleiner Bilder, da nur sehr wenige Leute damals lesen oder schreiben konnten. 1752 sah das schon anders aus. Diese Karten waren für die damalige Zeit schon unglaublich genau, was wir an einer Karte von Sachsen sehen konnten.

Schneckenpost und Postgeheimnis

Fernsprechwandapparat mit Kurbel

Interessant wurde es für mich, als uns ein paar originalgetreue Modelle der ersten „Schrifttafeln“ gezeigt wurden, die in der Antike auch für „Briefe“ genutzt wurden. Es handelte sich um kleine Keilschrifttafeln, die zunächst dazu erfunden wurden, mithilfe kleiner Bilder Beträge aus der Landwirtschaft festzuhalten. Diese Keilschrifttafeln wurden Zeichen für Zeichen ca. 4000 v. Chr. gefertigt. – Ein großes, in Einzelteilen aufgehängtes Modell einer Postkutsche aus dem 19. Jh., die mehrere Tage brauchte, um einen Brief zuzustellen, zeigte uns die Alternative zur heute üblichen Postbeförderung, aus unserer Sicht „Schneckenpost“.
In der Epoche der Aufklärung, als auch die Schulpflicht eingeführt wurde, gehörten die Telegraphen zur schnellen Nachrichtenübermittlung. Die damaligen Telefonate sind mit unseren heutigen keinesfalls zu vergleichen. Einer der ersten Telefonapparate sah aus wie ein Fliegenpilz, da er nur eine Muschel zum Sprechen und Hören hatte. Wollte man jemanden anrufen, so erreichte man erst einmal das „Fräulein vom Amt“, das mit Kabeln und Kontakten die Verbindung herstellte. Sie konnte selbstverständlich das ganze Telefonat belauschen. Interessant: Das Briefgeheimnis wurde erst Ende des 18. Jahrhunderts eingeführt. Zum Grundrecht wird das Postgeheimnis erstmals in der Reichsverfassung von 1919 erklärt. Die Geheimhaltung von Nachrichten war seit Beginn der Datenübermittlung nicht sicher. Im 17. Jahrhundert waren Kuriere und Postillone verpflichtet, die ihnen von privater Seite übergebenen Briefe auf für den König schädliche Nachrichten durchzusehen. Während des ersten und zweiten Weltkrieges bestand im In- und Ausland eine weitgehende Briefzensur. In der DDR öffnete die Staatssicherheit Briefe per Wasserdampf oder hörte Telefongespräche ab, um Gegner des Staates zu überwachen.

Militärische Nachrichtenverschlüsselung
Berühmt ist die Geschichte der ENIGMA (griech. Rätsel), einer Maschine, die bereits 1923 erfunden wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie zur Verschlüsselung von Nachrichten des deutschen Militärs genutzt. Die erste Entzifferung des ENIGMA-Codes gelang dem polnischen Mathematiker Marian Rejewski. Im September 1938 änderten die Deutschen ihre Verfahrenstechnik. Rejewski übergab seine Erkenntnisse an britische Code-Knacker wie Dilly Knox. Der britische Mathematiker Alan Turing entwickelte auf dieser Grundlage die „Turing Bombe“, eine elektromechanische Entschlüsselungsmaschine, mit der die an sich unüberschaubare Anzahl von mehr als 200 Trilliarden Verschlüsselungsmöglichkeiten enorm reduziert wurde. Bis zum Kriegsende waren allein in England mehr als 210 dieser „Bomben“ im Einsatz. Das Herrenhaus  von Bletchley Park war die Zentrale der britischen Codeknacker. Mithilfe eines ausgeklügelten Systems und einem enorm hohen Personaleinsatz waren die Codeknacker erfolgreich.  Im Jahr 1943 beispielsweise wurden täglich mehr als 2500 Funksprüche (80.000 pro Monat) abgefangen und entziffert. Allerdings entwickelten die Deutschen weitere stärker verschlüsselte Modelle, zuletzt die Vierwalzen-ENIGMA M4 für deutsche U-Boote, sodass die Codeknacker immer neue Rätsel zu lösen hatten. Die Geschichte der ENIGMA ist zu umfassend für einen Absatz in der Schülerzeitung, aber hoch spannend für Technik-Freaks.

Blaue Mauritius. 2-Pence-Marke der zweiten Serie

Millionenschwere Briefmarken
Als wir eine Millionenzahl vernahmen, wurden viele hellhörig. Es wurde uns von der Herstellung der Briefmarken erzählt. Auf der Kronkolonie Mauritius, einer Inselgruppe im Indischen Ozean, wurden 1847 erstmals rote 1-Pence-Marken und blaue 2-Pence-Marken mit einem Bild von Königin Victoria gedruckt. Diese wiesen in der ersten Serie den Aufdruck Post Office statt wie später üblich Post Paid auf. Durch einen Fehler beim Wechseln des Papiers kam es, dass versehentlich die falsche Farbe auf mehren Briefmarken landete, die dann im umgekehrten Markenwert blau und rot waren. Von der roten gibt es noch 14 auf der Welt, von der blauen nur noch zwölf. Sie wird die „Blaue Mauritius“ genannt und ist bis zu 1,2 Millionen Euro wert. Fehldrucke sind besonders wertvoll. Zu den berühmtesten Fehldrucken weltweit gehört der so genannte „Baden-Fehldruck“ mit einer „9-Kreuzer-blaugrün“, die irrtümlicherweise nicht auf das eigentlich vorgesehene rosafarbene Papier gedruckt wurde. Dieser Farbfehldruck zählt zu den größten Raritäten; es existieren nur drei gestempelte Exemplare weltweit. Sein Wert liegt bei mehreren Millionen Euro. – Am bekanntesten ist aber die „Blaue Mauritius“.

Email aus der Steinzeit?
Die haben wir dann doch nicht gefunden, dafür eine Menge anderer Informationen. All das war auch für mich durchaus nicht langweilig, aber nachdem ich dieses Museum nun schon viermal besucht habe, kann ich guten Gewissens sagen: Jetzt reicht es! Wer das Museum allerdings noch nicht kennt, sollte sich unbedingt irgendwann auf den Weg machen.

Noreen, 12/3

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