Die längsten Sommerferien meines (deines/ eures) Lebens: Und was kommt danach?

Studieren in Jena: Franzi und Theresa auf dem JenTower

Liebe Leserinnen und Leser,

ich sende euch viele Grüße aus Jena, der zweitsonnigsten Stadt Deutschlands, in der ich seit Oktober lebe und studiere. Ein knappes halbes Jahr ist es inzwischen schon her, dass unser ehemaliger Abiturjahrgang mit vor stolz geschwollener Brust und im einen oder anderen Fall tränenden Augen, die Abiturzeugnisse erhielt. Den Kopf voller Träume, Ideen und Zukunftspläne wurden wir auf die Menschheit losgelassen – seitdem hat sich für die meisten schon eine Menge geändert.

Menschen, die man vielleicht seit der Grundschule kannte, verschwinden blitzartig von der Bildfläche, scheinbar perfekte Päärchen trennen sich ohne Vorwarnung und statt der Angst vor der nächsten Matheklausur sind da ganz neue Ängste: Was fange ich jetzt mit meinem Leben an? Schaffe ich das so, wie ich es mir vorgenommen habe? Und was mache ich mit dieser Leere, die entsteht, wenn der bequeme Schulalltag plötzlich nicht mehr da ist? (Ja, ihr könnt mir glauben, Schule ist im Gegensatz zu dem, was danach kommt, wirklich sehr entspannt!)

Universitätsstadt Jena

In meinem Fall war relativ schnell klar: ein Psychologiestudium soll es bitte werden. Ich fand es schon immer sehr interessant darüber nachzudenken, wieso Menschen so sind, wie sie sind. Warum machen sie Dinge, die nun mal keine andere Spezies so macht, was für eine Entwicklung durchlaufen sie in ihrem Leben und und und… Das Interessante für  mich war dabei auch, dass die Psychologie so viele Fächer miteinander verbindet: Sowohl Geschichte, Biologie, Englisch, Philosophie als auch Mathe (Oh, ja!) werden in diesem Studienfach abverlangt. Nachdem ich mich im Juni also in Berlin, Leipzig und Jena beworben hatte, hieß es abwarten und auch: die letzten und längsten Sommerferien, die man je haben wird, genießen. Ich reiste in den Big Apple, nach New York City; sonnte mich am schönen Ostseestrand und verbrachte meinen 19. Geburtstag in Paris, der europäischen Hauptstadt der Romantik. Ich sage euch, der Sommer nach dem Abitur wird der beste eures Lebens.

Neues Zuhause in Jenas Innenstadt

Zurück in Deutschland – und damit in der Realität – befand ich mich dann relativ schnell in einer zum Glück gemäßigten Zwickmühle: Ich hatte von allen drei Städten eine Zusage und musste mich jetzt entscheiden. Klar, viele würden sagen: Berlin und Leipzig sind doch der Wahnsinn. Komischerweise hatte ich auch immer davon geträumt, an der Humboldt-Universität in Berlin zu studieren, aber nach der Schule ändern sich Träume manchmal ganz schnell. Wie es das Schicksal wollte, hatte ich mich bei meinem ersten Besuch in Jena prompt in diese kleine Großstadt verliebt. Jena ist ohne Zweifel eine der tollsten Studentenstädte Deutschlands; von den 100.000 Einwohnern sind 26.000 Studenten und das prägt das Stadtbild wie nichts anderes. Aber dazu an anderer Stelle mehr.

Nachtleben in Jena - Halloween

Da ich bei der Entfernung von 230 km schlecht zu Hause wohnen bleiben konnte, stand natürlich auch die Wohnungssuche auf dem Plan. In Jena kein leichtes Unterfangen, bei so vielen neuen Studenten jedes Jahr. Da ich mich aber relativ früh kümmerte, ergatterte ich noch eine der heißbegehrten WG-Plätze in der Innenstadt. Zur Uni laufe ich morgens nur 3 Minuten und auch Supermärkte, Shoppingmall und die besten Clubs sind nicht weit. Mitte Oktober fing dann das Studium an und anfangs ist man erstmal erschlagen von dem, was da alles auf einen zukommt: Stundenplan zusammenstellen, die richtigen Gebäude und Hörsäle finden, neue Leute kennenlernen, sich irgendwie in diesen Unialltag eingliedern. Studieren ist wirklich etwas ganz anderes als Schule. Man sitzt teilweise mit 400 anderen Studenten im Hörsaal, muss früh genug da sein, um noch einen Sitzplatz abzukriegen, weil man sonst auf der Treppe sitzen darf. Dann muss man auch noch weit genug vorne sitzen, um überhaupt etwas zu verstehen und wenn der Dozent aus Bayern kommt und seine Vorlesung mit einem netten bayerischen Dialekt vorträgt, habt ihr sowieso verloren. In der Mensa geht der Kampf um freie Plätze weiter, woanders zu essen, könnt ihr euch nicht leisten, weil man als Student sowieso schon zu Beginn des Monats pleite ist. – Ich dachte auch immer, das ginge nicht so schnell, aber es geht. – Klingt jetzt alles ganz schlimm, aber das ist natürlich „Meckern auf höchstem Niveau“. Denn eigentlich ist Studieren vor allem eins: wahnsinnig aufregend! Endlich könnt ihr Dinge lernen, die euch wirklich interessieren, ihr lest freiwillig Fachbücher in eurer Freizeit und trefft Menschen, die die gleichen Hobbys haben, mit denen ihr sowohl super feiern, als auch tolle Gespräche führen könnt. Nebenher muss man auch noch den Haushalt schmeißen, sich um die Finanzen kümmern, vielleicht nebenbei jobben und natürlich das harte Partyleben eines Studenten überstehen. Furchtbar!

Auch wenn ich erst seit einem Monat studiere, kann ich euch nur empfehlen, es nach der Schule auch mit dem Studium zu probieren. Es gibt einem viel Zeit herauszufinden, wohin man am besten passt und wer man eigentlich ist.  Ich für meinen Teil, bin mir recht sicher, mit Psychologie die richtige Wahl getroffen zu haben. Aber es ist auch keine Schande, nach ein oder zwei Semestern das Studienfach zu wechseln. Hauptsache, man probiert sich aus, findet heraus, wofür man sich begeistern kann. So viel Freiheit, wie in der Studienzeit, hat man danach dazu wahrscheinlich nie wieder.

Falls ihr Fragen zum Psychologiestudium oder zum Studium allgemein habt, könnt ihr mir gerne eine Mail an franziska.tietze[@]uni-jena.de schicken.

Liebe Grüße, Franzi

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