Die kleinen Dinge im Leben

von Katharina, inspiriert durch eine Erzählung von Tommi Schmitt

Es war ein heißer Donnerstagnachmittag in der Kölner Innenstadt. Seit ungefähr einer halben Stunde hatte der Großteil der arbeitenden Bevölkerung ihren 9 to 5 Job beendet und war auf dem Weg nach Hause, um sich dort zuerst für ein paar Minuten vor einen Ventilator oder einen weit geöffneten Kühlschank zu stellen. Die Hitze brütete. In einem Auto ohne Klimaanlage zu sitzen, verbesserte die Lage nicht unbedingt. Jede einzelne Ampel entschied sich kurzerhand, vor Tommi rot zu werden. Rot wie die Gesichter der Verkehrsteilnehmer und so staute es sich an allen Kreuzungen. Es wurde gehupt und geschrien, doch das aggressive Verhalten beeinflusste die elektrischen Anlagen in keiner Weise. Autofahrer erfreuten sich gegenseitig mit Handzeichen, von denen jeder genau wusste, was sie bedeuteten. Fußgänger waren zu sehr in ihre Smartphones vertieft, als dass sie auf heranfahrende Autos achten konnten. So wurde eine normalerweise rasche Heimfahrt zu einer quälenden, schweißtreibenden Tortur. Nach einigen Runden um den Häuserblock fand Tommi schließlich einen etwas weiter von seiner Wohnung entfernten Parkplatz, mittig auf einer Parkinsel einer sehr großen und stark befahrenen Straße liegend. Gestresst von den Menschenmassen und der nervenaufreibenden Gesamtsituation wollte er nur noch in seine kühle Wohnung treten. Als er gerade sein ächzendes Auto verließ, überquerte eine gealterte Dame auf ihren Rollator gestützt den fast verblichenen Zebrastreifen. Zu ihrer Linken lief ein junger Mann, ihr Pfleger, wie es schien. Sie hatte es sichtlich schwer zu laufen, sodass sie zum Leidwesen all der hitzegestresst ungeduldigen Verkehrsteilnehmer. sehr langsam vorankam. Schließlich hatte sie die Hälfte ihres Weges geschafft. Auf der kleinen, nur sparsam begrünten Verkehrsinsel blieb sie plötzlich stehen und bat ihren Begleiter, ebenfalls zu warten. Ein sanftes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während ihr Blick zum Boden gesenkt war. Dort wuchsen ein paar wenige wunderschöne Wildblumen und doch reichten sie aus, um eine schwache, ergraute Frau inmitten der Hektik der so aufgeregten Metropole zu verzaubern. Tommi hätte die Blumen nicht einmal bemerkt. Wahrscheinlich hätte er sie unbemerkt zertreten.
Indem er dieses scheinbar unbedeutende Geschehen nachwirken ließ, fühlte er sich für einen kleinen Moment geerdet, bevor er seine letzten Schritte dieses Tages durch die Großstadt fortsetzte.

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